Die bekannte Talentschmiede Creative Artists Agency in Los Angeles will nicht mehr mit dem Musiker und Modeunternehmer Kanye West, der sich jetzt offiziell Ye nennen darf, zusammenarbeiten. Auch das Film- und Fernsehstudio MRC Entertainment trennte sich von West. Das Studio erklärte, einen bereits fertiggestellten Dokumentarfilm über den Rapper einzustellen.
Zu der Trennung von West schrieb das Studio auf seiner Webseite:
„Kanye ist ein Produzent und Sampler von Musik. Letzte Woche hat er einen Klassiker gesampelt und neu abgemischt, der seit über 3.000 Jahren in den Charts ist – die Lüge, dass Juden böse sind und sich verschwören, um die Welt zu ihrem eigenen Vorteil zu kontrollieren.“
Unternehmen und Modemarken sind zunehmend unter Druck geraten, ihre Geschäftsbeziehungen mit West einzustellen, obwohl er eine große Fangemeinde hat und die kommerziellen Partnerschaften sehr lukrativ sind. Die Aufforderungen an die Unternehmen, sich von West zu distanzieren, sind Reaktionen auf einige Social-Media-Posts des Musikers über Juden, darunter ein Tweet, in dem er schrieb:
„Ich bin heute Nacht etwas müde, aber wenn ich aufwache, werden gegenüber JÜDISCHE MENSCHEN auf ‚Death Con 3‘ gehen. Das Lustige ist, dass ich eigentlich nicht antisemitisch sein kann, weil Schwarze eigentlich auch Juden sind. Ihr habt mit mir gespielt und versucht, jeden anzuschwärzen, der sich eurer Agenda widersetzt.“
Auf diesen Tweet hin wurde das Konto von West gesperrt. Als Reaktion auf die Sperrung erklärte West, dass er das Konkurrenzunternehmen Parler kaufen wolle. Die letzten Äußerungen Wests sorgten auch in der Modewelt für Aufruhr. So beendete das französische Modehaus Balenciaga vor Kurzem seine Partnerschaft mit West.
Ein weiterer Partner von West, Adidas, gerät wegen seiner Zusammenarbeit mit dem Musiker zunehmend in die Kritik. Auch die US-Bank JP Morgan Chase hat seine Geschäftsbeziehungen mit West beendet, gab aber keine Gründe dafür an.
Der Hass der politisch Korrekten
Die erfolgreiche Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling hat es gewagt, sich gegen eine From der political correctness auszusprechen, die Existenzen vernichtet. Dafür wird sie nun mit Hass und Verleumdung überzogen. Sie würde Transmenschen ausgrenzen, lautet der Vorwurf.
Joanne K. Rowling, die Harry-Potter-Erfolgsautorin und eine der reichsten Frauen der Welt, gibt sich wirklich Mühe, politisch korrekt zu sein. Sie tweetet gegen Donald Trump; sie hat, ohne mit der Wimper zu zucken bestätigt, dass die Kinderhexe Hermione Granger schwarz sein könnte, weil sie beim Schreiben nicht an eine Hautfarbe gedacht habe, sie tritt gegen den kulturellen Boykott von Israel auf und sie spendet viel Geld für alleinstehende Mütter mit Kindern. Trotzdem hat sie nun schwer Ärger mit einer winzigen, aber lautstarken Gruppe: den Kämpfern für die Rechte von Transmenschen, die dafür eintreten, dass sich Frauen als Männer und Männer als Frauen identifizieren dürfen.
Rowlings Verbrechen? Sie hat sich für Maya Forstater eingesetzt; eine Steuerspezialistin, deren Vertrag mit dem Center for Global Development in London nicht verlängert wurde, nachdem sie getwittert hatte, es sei unmöglich, das Geschlecht zu verändern. Forstater zog vors Schiedsgericht und verlor. Ihre Ansichten seien nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt (mit der es in Großbritannien ohnehin nicht sonderlich weit her ist, verglichen mit den USA); sie seien „inkompatibel mit der Menschenwürde und den Rechten anderer.“ Zudem habe Forstater Transfrauen als „er“ bezeichnet und denen „enormen Schmerz“ verursacht. Rowling twitterte daraufhin, jeder könne sich anziehen, wie sie wolle, nennen wie sie wolle und (einvernehmlich) mit jedem schlafen, der volljährig sei, aber Frauen aus ihrem Job zu werfen, weil sie sagten, das biologische Geschlecht sei real, das gehe zu weit.
Rowling sei eine „anti-transgender Fundamentalistin“
Man sollte meinen, ein vorsichtiges Statement für Meinungsfreiheit und Jobsicherheit, aber nein. Rowling wurde in der Twittersphere als „stupid cunt“, dumme Fotze beschimpft, als „Hure“, „Müll“, „alte Frau“ und „verfickt hässlich“, und natürlich als „TERF“. Das ist ein von penistragenden Menschen erfundenes Schimpfwort, das „Trans Exclusive Radical Feminist“ heißt; eine Feministin, die sich nicht um Transrechte kümmert (im Netz werden TERFs meist zusammen mit wütenden Transen abgebildet, die Feministinnen mit einer Axt erschlagen). Anthony Ramos, laut New York Times der Celebrity-Beauftragte der schwul-lesbischen Lobbyorganisation GLAAD sagte, Rowling habe sich mit einer unwissenschaftlichen Ideologie gemein gemacht, die Transgender-Menschen die Menschlichkeit verweigert. Und Alphonso David, Präsident der einflussreichen amerikanischen LGBT-Organisation „Human Rights Campaign“ warf Rowling vor, eine „anti-transgender Fundamentalistin“ zu sein und forderte eine Entschuldigung.
Das ist noch nicht alles; aufgebrachte Fans – oder welche, die sich als Fans ausgeben – wollen nun ihre Harry-Potter-Bücher und Schals verbrennen. Einige twitterten, sie fühlten sich verunsichert, weil sie sich ihrer Fantasie beraubt sähen, irgendwann mal einen Brief von einer Zaubereule mit einer Einladung nach Hogwarts zu bekommen. Zu denen zählt offenbar auch Enrico Ippolito, Kulturredakteur bei Spiegel Online. Der wundert sich, dass Rowling, die in ihrem Romanen doch eine Welt voller freier Wesen, Hauselfen und Gestaltenwandler geschaffen habe, in der Realität so anachronistisch denke.
Guter und böser Feminismus
Zunächst einmal fragt man sich, ob Ippolito überhaupt jemals Harry Potter gelesen hat; Hogwarts ist keineswegs frei, sondern ein voll durchgeregeltes Zauberinternat, bei dem pro Band mehrere Schüler wegen diverser Verstöße über die Wupper gehen und die zum Schluss beinahe in toto von einem bösen Zauberer abgeschlachtet werden. Des weiteren sollte man vermuten, dass ein Spiegel-Redakteur zwischen Realität und Roman zu unterscheiden in der Lage ist.
Aus der FAZ erfahren wir dann noch, dass der trans-inklusive Feminismus das Geschlecht als etwas ansehe, das lediglich von der binären – also zweigeschlechtlichen – Gesellschaft konstruiert werde. Dieser trans-inklusive, also gute Feminismus, der beispielsweise von Judith Butler vertreten werde, unterstütze die Rechte aller marginalisierten Gruppen unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe und gesellschaftlicher Schicht. Das ist nett, aber nicht die Definition von Feminismus, das ist nur der gute alte Nebenwiderspruch durch die Hintertür.
Biologisches Geschlecht als Frage des Gefühls?
Worum es eigentlich geht, lesen wir nirgends: Forstater ist dagegen, dass sich nach einem neuen britischen Gesetz jeder Mann als Frau ausgeben kann, ohne vorher irgendwelche Umstände in Kauf zu nehmen, etwa eine Hormontherapie oder den Penisverlust. Somit können sich biologische Männer in Toiletten und Umkleidekabinen für Frauen, Frauengefängnisse oder Flüchtlingslager für traumatisierte Vergewaltigungsopfer hineinklagen, Stipendien für Frauen abgreifen oder Medaillen im Frauensport gewinnen. Das Gesetz gilt natürlich auch für Frauen, die sich als Männer fühlen, und die sich nun in Schwulenclubs einklagen dürfen.
Um welche verletzte Seele, die von Forstater mit „er“ angeredet wurde, geht es überhaupt? Es handelt sich um Gregor Murray, einen Politiker aus dem schottischen Dundee, der im Stadtrat für Familien und Kinder zuständig war und der sich gendermäßig trotz Vollbarts als „plural (neutral)“ und „non-binary“ identifiziert. Zu seinen Aktivitäten gehört ein Versuch, seinen Minister Alex Salmond zu torpedieren, der eine 40-prozentige Frauenquote in Aufsichtsräten durchsetzen wollte. Im Familienausschuss fiel Murray dadurch auf, dass er Frauen ordinär beschimpfte, Tampons an Jungen verteilen wollte, sich nicht um die Sicherheit der Schulkinder kümmerte, und schließlich erst aus dem Stadtrat und dann aus der schottischen Unabhängigkeitspartei hinauskomplimentiert wurde, unter anderem, weil er mehrfach öffentlich das C-Wort („Cunt“) benutzt hatte. Ein echter Feminist also.